Nicht selten erscheinen Erkenntnisse der Naturwissenschaften schlicht unmöglich: Sie überschreiten Grenzen des Machbaren und Alltäglichen – ein Prinzip, nach dem auch das Theater lebt. Die Wissenschaft erklärt die Phänomene und Gesetze der Natur mit dem Instrumentarium von Forschung, Experimentieren und Denken, die KünstlerInnen des Circus Quantenschaum verwandeln die wissenschaftlichen Formeln in circensische Metaphern.
Fallen – schauen, fliegen - ahnen, springen, schweben, jonglieren – verstehen: die Spieler, Artisten und Musiker zeigen im Circus Quantenschaum eine irrationale und doch vollkommen verständliche Welt, in der die Zeit zugleich rast und stillsteht, die Akteure sich verlieren und wiederfinden, in der sich die Wahrscheinlichkeit zusammenzieht, das Denken und die Fantasie sich ausdehnen.
Das neue Projekt von Circus Quantenschaum: »Galatea oder die Mutter von Siri, Alexa und Ok-Google«
Das Konzept, das sich mit künstlicher Intelligenz befasst, ist entworfen von Renate Heitmann in Zusammenarbeit mit Christian Striboll und versteht sich als Diskursplattform für gesellschaftliche Risiken und Chancen der Digitalisierung.
Seit Herbst 2020 bearbeiten WissenschaftlerInnen, Fachkräfte und KünstlerInnen fünf Themenfelder in aktiven Workshop-Prozessen des Erfahrens und Lernens. Ergebnisse und Erfahrungen der Workshops werden in eine interaktive Bühneninszenierung einfließen.
Ganz selbstverständlich nutzen Menschen digitale Werkzeuge, aber um die zahlreichen Verbindungen von digitaler und analoger Welt weiterzuentwickeln, bedarf es noch mehr: Das Projekt der bremer shakespeare company auf der Plattform von Circus Quantenschaum ist ein Innovations-Lab mit den Themen Robotik, KI, Digitalisierun und Big Data.
In fünf ThinkTanks treten Wissenschaftler:innen, Fachkräfte sowie Künstler:innen gemeinsam mit den Teilnehmer:innen in einen aktiven Workshop-Prozess des Erfahrens und Lernens. Jeder ThinkTank widmet sich einer Wirtschaftsbranche der Metropolregion Nordwest, zu dem Akteure dieser Branche zur Mitwirkung eingeladen sind.
Der interdisziplinäre und offene Arbeitsprozess widmet sich der Vermittlung, wie sie von vielen ‘Profis’ des Digitalisierungsprozesses in Deutschland gefordert wird. Ergebnisse und Erfahrungen der ThinkTanks dienen abschließend als Basis für eine interaktive Theaterinszenierung.
Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Metropolregion Nordwest, der Städte Bremen, Oldenburg, Wilhelmshaven und dem Landkreis Wesermarsch, sowie zahlreichen weiteren Unterstützern aus Wirtschaft und Forschung.
2005: Der »Urknall« des Circus Quantenschaum
Der Circus Quantenschaum wurde im Jahr 2005 von Renate Heitmann, Theaterleiterin der bremer shakespeare company, gegründet. In dem Jahr feierte die Stadt Bremen/Bremerhaven das »Jahr der Wissenschaften« und die UNESCO das »Jahr der Physik«. Die KünstlerInnen der Stadt waren eingeladen, sich mit naturwissenschaftlichen Disziplinen auseinanderzusetzen.
Aus dieser Idee entstand die erste fulminante Produktion des Circus Quantenschaum: »Die Reise ins Ungewusste«. Nichts weniger als die Quantenphysik war die Inspirationsfolie. Mit wunderbar poetischen Bildern, atemberaubenden Vertikalseilakten, gewitzter Comedy und elegantem Trapezspiel überzeugten die Schauspieler, Artisten und Musiker des Circus Quantenschaum ihr Publikum auf Anhieb.
Circus Quantenschaum arbeitet projektorientiert. Zu den Förderern gehören die Karin und Uwe Hollweg Stiftung, die Waldemar Koch Stiftung und der Bremer Senator für Kultur.
Circus Quantenschaum – Produktionen ab 2005
- Die Reise ins Ungewusste – Quantenphysik gar nicht abgehoben: Artistik vereint mit theoretischer Wissenschaft (2005)
- Das wohltemperierte System – Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst in vier Teilen. Mit Wissenschaftlern und Künstlern unterschiedlicher Disziplinen und Metiers (2007)
- YES – Alles kehrt wieder. Von Denkraumpflege und Wissenswertstoffen (2008).
- Alles ändert sich – Große Unordnung und kleine Unordentlichkeiten: Evolution in einem kooperativen System (2009)
- Und wann kommen die Elefanten? – Circus Quantenschaum widmet sich dem Organ, auf das wir uns am meisten einbilden: Unser Gehirn (2015)
- Alles könnte anders sein! – Artistinnen, ein Schauspieler und ein Clown auf der Suche nach dem Denken (2019)