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Schlau. Witzig, Eloquent. Streitbar. Klingt nach einer tollen Frau. In Shakespeares Welt der patriarchalischen Männerfantasien aber machen diese Attribute die kantige Katharina zum Ladenhüter auf dem Heiratsmarkt. Einfach zu anstrengend. Mit sportlichem Ehrgeiz wird eine Strategie der Zähmung des aufmüpfigen Weibsbildes entwickelt, bekommt der brodelnde Widerspruchsgeist den Deckel auf den Kopf, den schon immer jeder Topf gefunden hat. Und siehe da: der Widerstand bricht, die Zuneigung kommt – alles in Butter? Soweit das Original. Ungebrochen lässt sich heute Shakespeares perfide Komödie nicht mehr erzählen. Aber sie lässt sich neu entdecken, als Spiel mit Geschlechterrollen, mit Abhängigkeiten und Machtstrukturen und als Bekenntnis zur Liebe als Kraft, die sich über all das hinwegzusetzen weiß. Ob als Film, als Ballett oder als Musical, fortgeschrieben und weitergedacht wurde der Stoff häufig. Zuletzt im Shakespearejahr 2016 von der Romanautorin Anne Tyler, die die Geschichte unter dem Titel „Die störrische Braut“ ins Heute transportiert, wo die Zwangsdressur einer jungen Frau dem Witz und der Menschenfreundlichkeit einer Familie weicht, die der Staatsmacht ein Schnippchen schlägt, um per Scheinehe die Abschiebung eines Migranten zu verhindern. Und ganz nebenbei springt dabei große Liebe heraus…. Inspiriert von diesen Vorlagen erarbeiten Regisseur Ralf Siebelt und das Ensemble der bremer shakespeare company ihre ganz eigene, zeitgenössische Lesart der bösen, komödiantischen Liebesgeschichte.

„Wenn jemand mit seinem Hund so umgehen würde wie Petruchio mit Katharina, hätte er den Tierschutzverein und die Polizei auf dem Hals. Wenn jemand mit einem Farbigen so umgehen würde in einem Theaterstück, säßen ihm der Staatsanwalt und sämtliche Menschenrechtsorganisationen im Genick. Aber wenn jemand mit einer Frau so umgeht, wie im Theaterstück „Der Widerspenstigen Zähmung“ – dann ist ihm der Schenkel schlagende Applaus der begeisterten Zuschauermenge gewiss.“ (Frank Günther)

Die Widerspenstige (2019)