Zum Stück
2:40 mit Pause
Übersetzung, Regie: Sebastian Kautz
Bühne: Katja Jürgens, Sebastian Kautz
Kostüme: Uschi Leinhäuser
Mit: Tim Lee, Michael Meyer, Markus Seuß, Claudia Spörri, Janina Zamani.
Zum Inhalt:
Das Handlungsgerüst hat Shakespeare in einer Erzählung von Boccacios
Dekamerone gefunden.
Die junge Dienerin Helena ist hoffnungslos verliebt in den jungen Grafen
Bertram von Roussillon. Als dieser von seiner verwitweten Mutter, Gräfin von
Roussillon, nach Paris geschickt wird, um sich als Mündel des Königs seine
Sporen zu verdienen, folgt sie ihrem Angebeteten. Als Tochter eines Arztes
ist sie der Heilkunst mächtig und ihr gelingt es, den König von einem
langwierigen Leiden zu heilen. Der „schenkt“ ihr zum Lohn einen Ehemann aus
der Mitte alle seiner männlichen Untertanen, und sie erwählt Bertram -
naturellement. Doch Bertram verweigert sich ihr! Trotz Heirat will er die
ehe mit ihr vollziehen, sondern stellt ihr zwei Bedingungen: erst wenn
Helena sein Kind unterm Herzen trage und seinen Ring am Finger, will er sich
in sein Los als ihr Ehemann fügen. Dann setzt er sich mit seinem
durchtriebenen Kumpan, Parolles, nach Florenz ab, um ein Kriegsheld zu
werden. Helena kann sein “Nein” nicht akzeptieren und reist ihm auch nach
Italien nach, nur um festzustellen, dass Bertram offenbar auch ein
Frauenheld geworden ist, trifft sie doch in Florenz seine neue “Flamme”
Diana. Mit dieser ersinnt sie gemeinsam ein Täuschungsmanöver, um heimlich
und unerkannt einen Ring und ein Kind(!) von Bertram zu empfangen…
Und diese Komödie wäre keine Komödie, wenn sich nicht - dank William
Shakespeare - zum Schluss alles zum Besten fügte und in ein zuckersüßes
Happyend mündete.
Die Inszenierung:
Regisseur Sebastian Kautz („Ein Sommernachtstraum“) hat für seine
Inszenierung das Werk neu übersetzt und in eine temporeiche Spielfassung
gebracht. Auf der Bühne entsteht mit Live-Musik und den Mitteln des
Slapsticks eine sinnliche Welt praller Shakespeare-Figuren. Doch bis es
wirklich „Ende gut, alles gut“ heißt, passiert eine Menge in Shakespeares
turbulenter Komödie:
Wie kann aus Liebe Besessenheit, Hass und wieder Zuneigung werden? Wo
verläuft die Grenze zwischen Sehnsucht und Stalking? Die jungen Leute in dem
wahrscheinlich 1603 uraufgeführten Drama schlagen sich mit sehr heutigen
Themen wie Singleleben, Heimatlosigkeit und Generationenkonflikt herum. Aber
auch das betagte Personal in diesem viel zu selten gezeigten Stück hat seine
Probleme- mit der Liebe und dem Älterwerden.
Der Schauplatz der Geschichte um die beiden Protagonisten Helena und Bertram
ist ein zerrissenes Europa, und alle Menschen, denen die beiden jugendlichen
“Helden” auf ihrer Suche nach sich selbst begegnen, reagieren anders auf die
Frage: Was ist Liebe? Ein Privileg der Jugend, resigniert der greise König;
ein grausames Spiel, entdeckt die Gräfin; der soziale Aufstieg, denkt der
Heiratsschwindler; guter Sex, behauptet der Clown; ein florierendes
Geschäft, findet die Witwe.
Und was meinen Sie?
Trailer
Pressestimmen
Mit viel Mut zum derben Witz hat Sebastian Kautz eine pralle Inszenierung gestaltet, die nicht nur derb ist, sondern auch äußerst vergnüglich. In liebevoller Schredderung nationaler Klischees (die Pizza-Bäcker-Familie ist in ihrer Cross-Dressing-Ausgabe einer der vielen Höhepunkte dieser Aufführung), mit zahlreichen Musiknummern, in denen sich Janina Zamani als versiert an der singenden Säge erweist, und mit Mut zum Slapstick zeigt die bremer shakespeare company hier eine temporeiche, geistreich-witzige Fassung von „Ende gut, alles gut“. Als delikates Bonbon zum Schluss geben Tim D. Lee als Bertram und Janina Zamani als Helena noch einen Einblick in das, was Hollywoods Happyends stets verschweigen. Das Premierenpublikum war begeistert.
taz
Mit großer Spielfreude und unbändigem Witz bringt das Ensemble das vermutlich 1603 entstandene Stück auf eine Weise auf die Bühne, die sich fraglos auf die Liebeswirren von heute übertragen lässt. So lässt die Kombination aus Shakespearescher Sprachkunst, modernem Durchblick und der schlichten Ästhetik von Jahrmarktsnummern die klassischen Gedanken über Singledasein, Generationenkonflikt, das Verhältnis der Geschlechter und die Liebe an sich, das Stück brandaktuell erscheinen.
Shakespeares Vorlage wird ganz als Volkstheater begriffen. Unbefangen und ohne jede Angst vor einfachem Witz, clownesken Kalauern und vor frechen Zweideutigkeiten, greift Regisseur Sebastian Kautz in die zwar altbekannte, doch immer wieder wunderbare Zauberkiste des Theaterspiels. So vergeht das knapp zweieinhalbstündige Stück wie im Flug und lässt keine Minute Langeweile aufkommen. Das macht Spaß und lockt sicherlich auch das junge Publikum ins Theater.
Diabolo
Fast alle Inszenierungen der bremer shakespeare company stehen in der Tradition des Volkstheaters, und so ist auch „Ende gut, alles gut“ recht grob und laut und bunt. Aber gut.
Hannoversche Allgemeine Zeitung
Die meisten Lacher wurden von der Situationskomik erzeugt. Perfektes Timing, minutiös gesetzte Akzente, Slapstick vom Feinsten und höchste Menschlichkeit – das Stück ist sehr beschwingend und kurzweilig, eben unterhaltendes Theater, wie man es von der bremer shakespeare company gewohnt ist.
Weser-Report
Während die Bühne minimalistisch gestaltet war, setzte das Ensemble die Gefühlsduselei turbulent um. Mit bunten Kostümen und witzigen Details wurde der gesamte Abend zu einer einzigen Slapstick-Einlage voller sexueller Anspielungen und Klischee-Erfüllungen. getragen von völlig überzeichneten Charakteren.
Nach der Pause ging es rasant und amüsant zur Sache. Um es mit den Worten des Königs von Frankreich abzuschließen: „Was man nicht alles für die Liebe tut. Hauptsache Ende gut, alles gut.“ So sahen es auch die Zuschauer. Diese belohnten das Ensemble mit lang anhaltendem Applaus.
Bremer Anzeiger
Die Komödie erweist sich als widerborstig und lebensklug zugleich. Und doch schimmert, vor allem im zweiten Teil, immer wieder die Verletzlichkeit der unglücklich Liebenden durch. „Ich liebe einen Stern, der über mir unerreichbar im Himmel thront“, wer könnte das schöner sagen als Shakespeare? Wenn Kautz sich am Ende diese beiden unterschiedlichen Liebes-Universen behutsam annähern lässt, zeigt der Regisseur, dass er sich durchaus auf Poetisches versteht.
Weserkurier