Zum Stück
Macbeth beschreibt ein Untergangsszenario, das einem immer gleichen Mechanismus folgt. Das Streben nach der Macht, das Sich-selbst-erheben Können und Wollen, führt zum Untergang. Die Figuren des Dramas irren angestachelt und fehlgeleitet durch ihr Wollen in dieser Untergangsmaschine umher – ein Entkommen ist nicht möglich.
Bernd Freytags Neuinszenierung von „Macbeth“ ist kein blutiges Schlachten- und Historiengemälde. In dem Drama geht Macht vor Recht und für den Gewinn und den Erhalt der Macht wird skrupellos gemordet, nicht nur von Macbeth. Die Inszenierung reflektiert das Machtstreben und die damit verbundene Gewalt als Männlichkeitsmythos und Rollenklischee: „Als Du es wagtest, warst du ein Mann!“. Auch die Rolle der Lady Macbeth wird konsequenterweise wird von einem männlichen Schauspieler ausgefüllt, denn, obwohl eine Frau, ist sie in demselben mörderischen Machtstreben wie sämtliche Figuren des Dramas, gefangen. Der Schluss der Tragödie deutet es an: die Gewalt ist eine sich permanent fortsetzendes Element in der Geschichte. Jeder ist bereits in der Gegenwartsein eigenes zukünftiges Gespenst, zukünftige Gespenster, die die Gespenster von gestern sehen, für die sie selbst gesorgt haben. Und auch der nachfolgenden Generation scheint dasselbe zu blühen. Ist Macbeth die Tragödie eines systemischen Problems oder eine schwarze Komödie?