Zum Stück
Die Romanze von William Shakespeare ist eine ans Märchenhafte anklingende Expedition durch Raum und Zeit. Die Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer zeigt Shakespeares Spätwerk als stimmungsvollen Bilderbogen, der subtil zwischen Melancholie und Heiterkeit changiert.
Bei seiner Brautwerbung um die Prinzessin von Antiochia löst Pericles, der Prinz von Tyrus, das Rätsel um die verbrecherischen Familienbande des dortigen Königs. Aus Angst vor dessen Rache flieht er und wagt nicht, in sein Heimatland zurückzukehren. Er bereist unterschiedliche Länder, die zu entscheidenden Stationen seines Lebens werden: Schicksalsschläge und Prüfungen bestimmen Pericles´ rastlosen Lebensweg.
Die Inszenierung erzählt das Drama des Prinzen aus der Antike aus der Sicht von vier Forschungsreisenden, die sich das abenteuerliche Leben von Pericles und seiner Tochter Marina durch ihr eigenes Spiel vergegenwärtigen.
Für die Forscher stellen sich bei der Rekonstruktion der Reise existentielle Fragen: Ist das Leben vom Schicksal bestimmt? Von Vorhersehung? Oder geschah alles aus Pericles freier Willensentscheidung? Allmählich verwischen die Grenzen zwischen dem Prinzen aus der Vergangenheit und ihren eigenen biographischen Verknüpfungen. Das Spiel mit lebensgroßen Puppen und unterschiedliche Theatermittel unterstreichen den Fantasiereichtum der Fabel.
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Pressestimmen
Lebensgroße Puppen übernehmen in diesem Theaterstück die Hauptrolle. Sie machen ihre Sache gut. Mittels raffinierter Lichttechnik und wandlungsfähigen Requisiten gelingt es ihnen, immer wieder überraschende Momente zu zaubern. Hier ist sie wieder, die lieb gewonnene Größe der bremer shakespeare company, die mit Ideen und noch mehr Spielfreude zu begeistern weiß. Viel Applaus.
Bild
Unter der Regie von Thomas Weber-Schallauer hat das Ensemble eine Annäherung an dieses Stück gewagt. Und siehe da: Es sollte ein auf ganz ungewöhnliche Weise staunenswerter Abend werden.
Auf der von Heike Neugebauer eingerichteten Bühne vertreiben sich vier Abenteurer die Zeit. Denn den Titelhelden dieses Abends gilt es erst noch zu erfinden, als Figur eines von diesen vier Gelangweilten kurzfristig anberaumten Theaterspiels. Shakespeares Stück als Produkt des Müßiggangs, man könnte auch sagen: des Zufalls. Das Prädikat „liebevoll“ mag oft als perfides Todesurteil über gut gemeinte Inszenierungskonzepte gelten. Nicht so in diesem Fall: Wie Weber-Schallauer mit bemerkenswertem Gespür für die verborgenen Qualitäten dieses Stücks dessen Schwachstellen in sinnlich erheiterndes Schmuckwerk verwandelt, verdient höchsten Respekt. In den darstellerischen Leistungen spiegelt sich diese Sensibilität. Nicht zuletzt bei Erik Roßbander, dem es in der Rolle des Ersatzvaters Cleon auf eindrucksvoll anrührende Weise gelingt, im Versteckspiel mit einer kindlichen Puppe Grundzüge menschlichen Empfindens offen zulegen, ohne dabei in Kitschgefahr zu geraten.
Kreiszeitung
Plötzlich steht der Strom der Zeitstill. Die Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer nimmt sich genüsslich Zeit, aus dieser Entschleunigung einen märchenhaften Bilderbogen zu basteln, der mit Puppenspiel und Kostümzauber vom Auf und Ab der menschlichen Lebensreise erzählt. Wenn er vom höchstem Glück und tiefstem Leid des Fürsten Pericles erzählt, dann orientiert sich auch die äußere Handlung an Schiffbrüchen und Stürmen, tosenden Wellen und rettenden Ufern. Von dem maritimen Ambiente findet sich nun auch auf der hübsch ausgestatteten Bühne am Leibnizplatz einiges wieder. Dort haben Anna Siegrot (Puppen) und Heike Neugebauer (Kostüme) eine kleine Welt geschaffen, wo vor ozeanisch blauem Himmel bei Bedarf nicht nur flatternde Takelage geschwenkt werden kann, sondern auch die Rollenverteilung ins Schwimmen gerät.
Die Aufführung zeigtstarke Momente, wenn beispielsweise Eric Roßbander als überglücklicher Vater mit dem Kind Verstecken spielt. An diesem Punkt der Theater-Reise hat sich auch der schwebende, immer ein wenig im Ungewissen schwankende Charakter der Aufführung so weit etabliert, dass es nicht weiter ins Gewicht fällt, wenn einige Szenen etwas diffus am Zuschauer vorbei zu schwimmen drohen. Dabei präsentiert sich das kleine Ensemble, zu dem noch Petra-Janina Schultz, Markus Seuß und Tim D. Lee gehören, in vorzüglicher Form. Weil alle ohne grelle Töne auskommen und den Strom der heraufbeschworenen Figuren mit hingebungsvoller Spielfreude verkörpern, gefällt diese Inszenierung.
Weserkurier