Zum Stück
Stückentwicklung/Dramaturgie: Jessica Swale.
Übersetzung: Patricia Benecke.
Regie: Raz Shaw.
Bühne/Kostüme: Heike Neugebauer.
Musik: Alex Silverman.
Mit: Tobias Dürr, Ulrike Knospe, Tim Lee, Peter Lüchinger, Erik Roßbander, Petra-Janina Schultz.
450 Jahre William Shakespeare – 30 Jahre bremer shakespeare company
In ihrer 30. Spielzeit macht die bremer shakespeare company sich und ihrem „Hausautoren“ ein besonderes Geschenk: Eine neue Komödie aus der Feder der britischen Autorin Jessica Swale in der Regie des ebenfalls aus England kommenden Regisseurs Raz Shaw.
Der Titel verrät: die Komödie ist eine Hommage an William Shakespeare, seine Dichtung, seine Dramen und seine Fantasie.
Ein komisches und brillantes Zusammenspiel von Humor, Verstand und Freude am Theater.
Der Abend beginnt mit einer dunklen Bühne und einer Entschuldigung. Das Gastspiel einer berühmten „Romeo und Julia“-Aufführung muss leider abgesagt werden, da die Theatertruppe unter mehr als mysteriösen Umständen auf dem Ärmelkanal gekidnappt worden ist. Als Ersatzprogramm wird der bekannte Gelehrte Lewis Parish angekündigt: er erscheint auf der Bühne, um seinen dreistündigen akademischen Erfolgsvortrag über William Shakespeare zu halten, doch - die Zeit ist aus den Fugen!
Plötzlich erscheint allerhand Personal aus der elisabethanischen Zeit: Shakespeares Zeitgeister und Figuren treten auf, um sich in ein neues Licht zu setzen und um dunkle Hintergründe aufzuklären. Welches ist das Hauptwerk Shakespeares? Hatte William Shakespeare etwas zur Frauenfrage beizusteuern? Was passiert, wenn der Erzrivale Shakespeares, Christopher Marlowe, die Szene betritt? Es wird beleidigt, geschwärmt, verleumdet, gesungen, getanzt, alles “Wie es Will gefällt”.
Pressestimmen
Rasante Revue mit Torte
Von Iris Hetscher. Weser-Kurier vom 25. April 2014
Das hätte der große Shakespeare, der ja auch ein großer Scherzkeks war, gemocht: Ein verwirrter Gelehrter wird von allerlei aufmüpfigen Theaterfiguren aus dem Konzept gebracht. Von daher ist das Stück „Wie es Will gefällt“, mit dem die Bremer Shakespeare-Company ihrem Hausautoren zum 450. Geburtstag gratuliert, gut gewählt. Und die Inszenierung ist ein Volltreffer.
Die Damen sind richtig sauer. Erst ist es nur Ophelia, die den Shakespeare-Forscher Lewis Parish anmault. Denn Frauen, so ihre Beschwerde, kommen in den hochgerühmten Stücken William Shakespeares nur als Randnotiz vor: wenige Zeilen Text, geringe Bühnenpräsenz. Und überhaupt: Wenn’s um die Wurst und/oder Königreiche geht, sind immer nur die Männer am Zug.
Das sieht auch das weibliche Personal aus anderen Werken des englischen Stücke-Titans so – und daher kann Lewis Parish nur noch schweigen, wenn die Mädelsgang aus Rosalind („Wie es euch gefällt“), Julia („Romeo und Julia“), Isabella („Maß für Maß“), Katharina („Der Widerspenstigen Zähmung“) samt erwähnter Hamlet-Flamme Ophelia ihren Protest laut herausrappt.Turbulente Szenen
Viel Schwung, viel, manchmal durchaus derber Witz und ein Ensemble, das ungeheuren Spaß an der Sache hat – das reicht meistens, um aus einem Theaterstück einen unterhaltsamen Abend zu machen. Die Bremer Shakespeare-Company gibt sich damit nicht zufrieden: Sie hat sich mit „Wie es Will gefällt“ von Jessica Swale (deutsch von Patricia Benecke) eine Textvorlage ausgesucht, bei der sich das Publikum nicht nur köstlich amüsieren, sondern auch eine ganze Menge über Shakespeare, seine Zeit und das damalige Theater erfahren kann.
Das Stück verpackt einen augenzwinkernd präsentierten Volkshochschulvortrag in viele turbulente Szenen – und ist mithin eher komödiantische Revue als waschechte Komödie. Was aber völlig in Ordnung geht. Stützpfeiler des Ganzen ist Peter Lüchinger als hibbelig-schusseliger Shakespeare-Experte Lewis Parish, der das Publikum zwei Stunden lang mit Häppchen aus dem Leben des Autors vertraut macht. Oder besser gesagt: machen will. Denn ständig funken ihm Figuren aus den Stücken oder aus dem Leben Shakespeares dazwischen. Regisseur Raz Shaw nutzt dabei diverse Mittel, um dem Ganzen gehörig Drive zu verleihen: Schattenspiel, eine Fernsehshow-Verballhornung, simulierte Filmszenen, sehr viel Gesang nebst Sprechgesang, Tanz und zeitgenössische Travestie – im 17. Jahrhundert durften Frauen nicht im Theater auftreten, von daher wurden alle weiblichen Rollen von Männern gespielt.
Und es gibt weitere inhaltliche Ebenen. Slapstick-Szenen mit einem extrem ungeschickten Hausmeister-Ehepaar gehen als aktuelle Version eines typisch Shakespearschen Zwischenspiels mit Trunken- oder Raufbolden oder anderen skurrilen Figuren durch. Endgültig im modernen, post- oder postpostmodernen Theater angekommen ist das Stück immer dann, wenn die Schauspieler aus ihren Rollen heraustreten und über sich selbst sprechen.Frecher Feger
Diesen munteren Reigen mit 27 Rollen hat Raz Shaw auf die Schultern von sechs durch die Bank gut aufgelegten Darstellern verteilt. Herausragend agieren Peter Lüchinger als gestresster Professor mit spektakulärem Geheimnis (das hier nicht gelüftet werden soll) und Petra-Janina Schultz, die als Ophelia ein echter Feger ist, den man derart frech und frauenbewegt sehr gerne mal in einer etwas anderen „Hamlet“-Inszenierung erleben würde. Aber auch Tim D. Lee liefert als zögerlicher Dänenprinz ein wunderbar komisches Kabinettstückchen ab.
Das alles spielt auf einer spartanischen Bühne (Bühne und Kostüme: Heike Neugebauer), deren wichtigstes Zubehör mehrere weiße Vorhänge sind, mit denen der Requisitentisch im Hintergrund schnell verschwinden kann, damit die Illusion des Spiels entsteht. Ach ja, eine Torte kommt auch vor – als Präsent für das Geburtstagskind Shakespeare, das ja auch ein großer Scherzkeks war. Das Premierenpublikum war begeistert.
Bremer Shakespeare Company schenkt ihrem Hausautor ein Geburtstagsstück
Mut zur AlbernheitVon Andreas Schnell. Kreiszeitung vom 25. April 2014
Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen: Wenn der Patron des Hauses 450 Jahre alt wird, ist schon mindestens Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ fällig. Allerdings: Eine Stimme aus dem Off schreitet schon bald ein, um die Erwartungen zu dämpfen.
Die geplante Aufführung von „Romeo und Julia“ müsse leider entfallen, weil die britischen Schauspieler von französischen Piraten entführt worden seien. Um freigelassen zu werden, müssten sie zugeben, dass ihr Shakespeare nur ein „Scheißhaufen unter Molieres Schuhsohle“ sei. Es sieht also schlecht aus.
Zumal das Ersatzprogramm ein zerstreuter Professor namens Lewis Parish sein soll, der einen rund dreistündigen Vortrag über Leben und Werk Shakespeares ankündigt, in dem der Beweis dafür geführt werden soll, dass Shakespeare der größte aller Dichter sei, und außerdem die Frage geklärt, welches seiner Stücke das beste sei. Nach einigen biographischen Anmerkungen geht es alsbald in die heikle Debatte. Bevor Parish allerdings die Frage beantwortet, welches Werk nun das seiner Meinung nach größte ist, spielt die Technik nicht mit.
Das Plakat entrollt sich nicht, stattdessen ein anderes, auf dem „Romeo und Julia“ steht – Zeit für den Auftritt des Hausmeisters und seiner Gemahlin und Auftakt des eigentlichen Geschehens, das aus einer Reihe von Slapstick-Einlagen, Auftritten diverser Shakespeare-Figuren und seiner Zeitgenossen besteht und in gut zwei Stunden nicht nur Novizen in die Welt des Dichters einführt, sondern auch philosophische Betrachtungen zur Hamlet-Figur und gendertheoretische Überlegungen bietet, bis am Ende – versteht sich – dem großen Dichter ein paar Ständchen gebracht werden. Jessica Swale hat „Wie es Will gefällt“ zum 450. Geburtstag William Shakespeares und zum 30-jährigen Jubiläum der Bremer Shakespeare Company geschrieben, Raz Shaw inszenierte die Uraufführung im Theater am Leibnizplatz. Und es war eine kluge Entscheidung, für diesen Anlass auf die Stärken des Ensembles zu setzen, das beispielsweise bei der Inszenierung von „Richard III.“ zur Einweihung des umgebauten Theaters am Leibnizplatz vor einem Jahr an seine Grenzen stieß. Statt der großen, schweren Stoffe nun also viele kleine Szenen, Kostümwechsel, pointierte Dialoge, musikalische Einlagen, Mut zur Albernheit und ein paar kleine Shakespeare-Witze für Kennerin und Kenner. Der Anspruch der Company, Volkstheater zu spielen, darf dabei natürlich nicht leichtfertig ignoriert werden. Wenn Erik Roßbander als lispelnder Theatermann Burbage von damals erzählt oder Tobias Dürr und Ulrike Knospe das derb norddeutschelnde Hausmeisterpaar darbieten, geht es eben nicht um die vielbeschworenen großen Fragen, sondern um Unterhaltung.
Und die kann gut sein – oder auch nicht. Raz Shaws Inszenierung „Wie es Will gefällt“ braucht ein wenig, um in seinen Rhythmus zu finden, was – ausgerechnet – an Peter Lüchinger liegt, der für den schusseligen Wissenschaftler, der sich am Ende in Shakespeare selbst verwandelt, das beträchtliche komische Potential seiner Figur entweder nicht findet oder als Einladung zu grotesken Verrenkungen missversteht. Weshalb es des Einsatzes des übrigen Ensembles bedarf, zum neben den Genannten noch Tim D. Lee und Petra-Janina Schultz gehören, um das Versprechen des Titels einzulösen.
Radiolinks „Wie es Will gefällt“
Radio Bremen
http://www.radiobremen.de/kultur/theater/wie-es-will-gefaellt100.html
http://www.radiobremen.de/kultur/themen/shakespeare114.html
Permalink:
http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=103892
Permalink:
http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=103836
Permalink:
http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=103869
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