Zum Stück
No more I love you’s
The language is leaving me
No more I love you’s
Changes are shifting outside the words
(The lover speaks about the monsters)
Annie Lennox
In ihrem Roman schickt Virginia Woolf ihre Titelfigur Orlando auf eine fantastische ,300jährige Lebensreise durch unterschiedliche Zeiten und Genderrollen. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1928 hat dieser Roman Generationen von Leser:innen fasziniert und inspiriert, besonders Menschen, die sich keinem der für sie vorgesehenen sozialen und sexuellen Rollenmodelle wiederfanden. „Orlando“ spielt die Möglichkeit durch, spielerisch oder existenziell ein anderes Lebensmodell zu erproben. Die Hauptfigur Orlando wird im 17. Jahrhundert als Mann geboren, verwandelt sich in eine Frau, die im 18. einen literarischen Salon leitet. Das 19. konfrontiert sie mit konformistischen Rollenkonventionen für Frauen, die ihren Widerstandsgeist herausfordern. Zuletzt sehen wir sie als Frau ihrer Zeit im Jahr 1928, zur Zeit des Erscheinens des Romans.
Orlandos Geschichte hat in den Herzen vieler Leser- und Theatergenerationen den Keim der Spiellust, des Widerstands gegen Konformismus und der Erneuerung gepflanzt. Für den brasilianische Regisseur und Performance-Künstler Rodrigo Garcia Alves hat die Lektüre des Romans „Orlando“ einen Wendepunkt in seiner Biografie bedeutet: geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Ländlichen Brasilien, half ihm der Roman, seine eigene Identität zu erkennen und zu verwirklichen. Schauspiel und Performance boten ihm die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und sie als Motor für seine kreative Arbeit zu nutzen. Die Inszenierung erweitert die Grenzen des herkömmlichen Sprechtheaters mit musikalischen und choreografischen Elementen und einem Soundtrack mit subkulturellen Einflüssen und musikalischen Ikonen präsentiert.
Orlando ist ein Liebesbrief, aber auch ein Zeugnis dafür, wie uns die Natur zeigt, dass es keine Grenzen für Identität, Zeit und Vorstellungskraft gibt.